Halo-Award für Ladinisch auf dem Smartphone
Di Rosmarie Hagleitner

Die Initiative von Motorola zur digitalen Inklusion indigener Sprachen wurde kürzlich auf der Engage for Good-Konferenz in Palm Springs mit dem renommierten Gold Halo Award 2025 ausgezeichnet – als weltweit beste Unternehmenskampagne in der Kategorie DEIB, dem englischen Akronym für „Vielfalt, Gleichberechtigung, Inklusion und Zugehörigkeit“. Die Begründung für diese Prämierung: Im Einklang mit der „Internationalen Dekade der indigenen Sprachen“ (2022-2032) setzt diese Initiative ein starkes Zeichen für die Sichtbarkeit und Integration indigener Sprachen in der digitalen Welt. Sie trägt dazu bei, digitale Zugangslücken zu schließen und zugleich das kulturelle Erbe zu bewahren. Dabei hebt sie die zentrale Bedeutung von Sprache für Identität und digitale Gerechtigkeit hervor.
Eine besondere Rolle bei der Kampagne von Motorola spielte das Ladinische, das von nur etwa 30.000 Menschen in der Dolomitenregion gesprochen und von der UNESCO als gefährdet eingestuft wird. Im Mittelpunkt der Nominierung und Präsentation im Rahmen des Halo Awards stand das weltweit erste Smartphone mit ladinischer Benutzeroberfläche, das in enger Zusammenarbeit der Lenovo Foundation, der Freien Universität Bozen und dem Ladinischen Institut Micurá de Rü entwickelt wurde. Die sprachliche Ausarbeitung und Übersetzung der Benutzeroberfläche ins Ladinische übernahm ein Team unter der Leitung von Prof. Paul Videsott, Professor für Romanische Philologie an der Fakultät für Bildungswissenschaften der Freien Universität Bozen.
Ladinisch ist die erste europäische Minderheitensprache, die im Rahmen der internationalen Initiative von Motorola und der Lenovo Foundation zur Erhaltung bedrohter Sprachen vollständig in ein Betriebssystem integriert wurde. „Dieses Projekt wird dem Ladinischen und anderen Minderheitensprachen sicherlich mehr Sichtbarkeit verschaffen“, erklärt Prof. Videsott. „Dass diese Sprache heute auf Smartphones verfügbar ist, ist von großer Bedeutung, gerade weil mobile Geräte unseren Alltag prägen wie kaum ein anderes Medium. Mobiltelefone sind das Schreibwerkzeug des 21. Jahrhunderts und Sprache ist die Trägerin von Kultur. Jede Minderheitensprache und überhaupt jede Sprache trägt dazu bei, unsere Welt reicher und vielfältiger zu machen.“
Das Projekt führte bereits zur Entwicklung von Benutzeroberflächen in Nheengatu (Amazonasgebiet) und Kaingang (Süd-/Südostbrasilien), Cherokee (Nordamerika), Kuvi und Kangri (Indien) und Maori (Neuseeland). Das Ladinische gehört nun zu den mehr als 90 Sprachen, die in Motorola Smartphones verfügbar sind.
Die Halo Awards gelten als die renommierteste Auszeichnung für herausragende Leistungen im Bereich Social Impact und sozialer Verantwortung. Mit der Auszeichnung durch Engage for Good werden seit über zwei Jahrzehnten Initiativen gewürdigt, die konkrete gesellschaftliche Wirkung erzielen. Unter Hunderten von Bewerbungen wurden 2025 nur 16 Projekte mit einem Gold Halo Award prämiert.
Persone nell’articolo: Paul Videsott