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Libera Università di Bolzano

Terravaso: Eco-Social Design trifft Entrepreneurship

Am 10. Juni gibt es im fablab der unibz wieder einen Terravaso-Workshop. Hinter dem Konzept der biologisch abbaubaren Blumenköpfe steckt ein interdisziplinäres Studierenden-Duo.
Im Workshop Terravaso entstehen Pflanzentöpfe aus Erde Foto: Pietro Bulfoni

Interdisziplinäre Forschung wird an der unibz immer mehr zur Normalität. Doch auch Studierende können mit interessanten Kooperationen zwischen den Fakultäten aufwarten. Eine davon können alle Interessierten am 10. Juni hands-on im fablab selbst erleben – wenn Anna Lienbacher und Tobias Geberzahn erneut zu einem Terravaso-Workshop einladen. Gestalte mit uns deinen erdbasierten, biologisch-abbaubaren Blumentopf, lautet die Einladung der Niederösterreicherin und des Kölners, die seit vergangenem Frühling ein Semesterprojekt in Eco-Social Design zu einem beliebten Workshop- Format zum Thema biobasierte Materialien weiterentwickelt haben.

Übergesprungen ist der Funke dazu am gemeinsamen Küchentisch. Denn die Studentin des Masters in Eco-Social Design und der Student des Masters in Entrepreneurship and Innovation teilen sich eine der begehrten Bozner Studierenden-WGs. Dort hatten die beiden schnell gemerkt, dass sie nicht nur Interesse für die Projekte des jeweils anderen haben, sondern einander auch mit unterschiedlichen Perspektiven auf ein Thema großartig ergänzen konnten.

Dieser Austausch intensivierte sich, als Anna in Folge des Semesterprojekts „Findings On Soil“ im Fach „Design and Materials“ von Prof. Aart van Bezooijen die Aufgabe erhielt, ein Toolkit zu erstellen, in dem das Material Erde thematisiert und vermittelt werden sollte. Anna Lienbacher, die seit ihrer Kindheit und Jugend in einem kleinen österreichischem Dorf einen engen Bezug zu Natur und Landwirtschaft hat, fallen die biologisch-abbaubaren kleinen Gefäße für Setzlinge ein, die ihr Großvater, ein leidenschaftlicher Biobauer, immer verwendete. Wie wäre es, solche Töpfe auch für den Innenbereich aus Erde zu entwickeln, um eine Alternative zu Plastiktöpfen zu schaffen, fragt sich die Eco-Social Design-Studentin und verbringt unzählige Stunden im fablab der unibz, um ein passendes Material zu entwickeln.

Als sie das Ergebnis dann schließlich im Januar 2024 bei GOG, der Ausstellung der Semesterprojekt an der Fakultät für Design und Künste, vorstellt, stößt es auf überwältigendes Interesse. Schon kurz darauf bietet ihr Prof. Aart van Bezooijen weitere Sichtbarkeit für das Projekt an. Sie soll für einen praxisorientierten Tag von Südtiroler Lehrkräften einen Workshop gestalten, in dem die Blumentöpfe gemeinsam hergestellt werden. „Ich hatte bis dahin noch nie einen Workshop gehalten, und ursprünglich war das Toolkit so konzipiert, dass man die Töpfe mit Anweisungen selbst zu Hause macht“, erzählt Lienbacher. „Doch nachdem ich immer gerne Neues dazulerne, willigte ich ein – und entdeckte, dass es eigentlich viel cooler und spannender ist, das Ganze in direktem Kontakt mit Menschen zu machen.“

Auf das Tüfteln zu Material und Design folgen Überlegungen, wie daraus ein Vermittlungsprodukt entstehen kann. Und genau dazu liefert Tobias mit seiner wirtschaftsorientieren Denke am Küchentisch so interessante Inputs, dass die beiden beschließen, gemeinsam am Konzept eines Workshops weiterzuarbeiten. Ein Prototyp wurde erst einmal im engen Freundeskreis im fablab getestet; als auch die dortige Leiterin Hannelore Schwabl sie ermutigt, organsierte das Duo die ersten beiden öffentlichen Workshops im fablab und stößt sowohl bei Studierenden als auch Externen auf Interesse.
Schon bald werden die Terravaso-Töpfe aber auch in Udine getöpfert, wo sie ein befreundeter Student an eine Messe für Pflanzenraritäten vermittelt. Mit Unterstützung von Aart van Bezooijen dürfen sie das Projekt schließlich nicht nur in der Sonderausstellung „ZUKÜNFTE. Material und Design von Morgen“ im GRASSI Museum in Leipzig vorstellen, sondern dort ebenfalls einen Workshop veranstalten. „Das Produkt in einer fremden Stadt mit limitierten Kontakten zu kommunizieren und ausreichend Teilnehmende zu rekrutieren, war für uns eine echte Herausforderung und ein extrem gutes Learning“, sagen die beiden Studierenden.

Noch mehr Know-how zu Produktentwicklung und -vermarktung holen sie sich dann schließlich gemeinsam im Start-up Lab der Fakultät für Wirtschaftswissenschaften, wo sie das Projekt mit Unterstützung von Professoren der unibz und Südtiroler Mentor:innen weiterentwickelten – und sich einmal mehr davon überzeugen konnten, wie gut ihre Stärken zusammenspielen: „Anna ist eine unglaublich inspirierende Designerin mit einem beeindruckenden Gespür für Gestaltung und die Entwicklung spannender Formate und Methoden – jedes ihrer Projekte fasziniert mich aufs Neue“, sagt Tobias Geberzahn. „Ich selbst denke dagegen gerne strategisch, organisiere mit Leidenschaft Events und liebe den Austausch mit neuen Menschen. Gemeinsam ergänzen wir uns ideal und schaffen den Raum, in dem aus einer Idee etwas wirklich Größeres entstehen kann.“

Als eines der konkreten Ergebnisse daraus wird Terravaso in diesem Juli auch auf Sommercamps der Südtiroler Kinderfreunde in verschiedenen Orten in Südtirol angeboten werden. Für Anna Lienbacher sind die für die Zielgruppe 6 bis 10 Jahre entwickelten Workshops gleichzeitig Forschungsfeld für ihre Abschlussarbeit, in der es darum geht, innovative Bildungsmaterialien und Methoden zu entwickeln, wie junge Menschen für das Thema gesunde Böden und Erde sensibilisiert werden können. „Das ist in der Zwischenzeit wirklich zu meinem Thema geworden, für das ich total brenne“, strahlt Anna. Nach Abschluss ihres Masters möchte sie das Projekt als selbstständige Designerin weiterentwickeln. Vorerst werden in diesem Sommer viele neue biologisch- abbaubare Blumentöpfe entstehen. „Für uns ist Terravaso eine tolle Chance, uns darin auszuprobieren, ob unser Projekt auch außerhalb der Universitäts-Bubble funktioniert, wo alle total unterstützend sind“, sagen die beiden. Bis jetzt fällt die Antwort in jedem Fall positiv aus.

Wer Lust hat, das Projekt live zu erleben und sich selbst ein Bild zu machen: Am Dienstag, den 10. Juni, gibt es im fablab der unibz wieder die Gelegenheit, beim nächsten Terravaso-Workshop dabei zu sein und einen eigenen biologisch abbaubaren Pflanzentopf zu gestalten. Die beiden Workshops starten jeweils um 14:00 und 16:00 Uhr. Die Anmeldung erfolgt ganz einfach per E-Mail an bitzfablab@unibz.it.

Beitrag nur auf Deutsch verfügbar

Persone nell’articolo: Aart van Bezooijen, Hannelore Schwabl