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Freie Universität Bozen

Soziales Kooperation

Mehr Teilhabe für Menschen mit Beeinträchtigung: unibz forscht zu „Dopo di noi“

Mit mehreren Forschungsprojekten zum Gesetz Nr. 112 von 2016 trägt die unibz zu mehr Selbstbestimmung von Menschen mit Beeinträchtigung bei - auch mit einer Borschüre in leichter Sprache.

Von Redaktion

Frau mit Down Syndrom vor Malereistaffel
Selbstbestimmte Lebensplanung für Menschen mit Beeinträchtigung: Wie das gelingen kann, zeigen Forschungsergebnisse des Kompetenzzentrums für Soziale Arbeit und Sozialpolitik zum Handlungsfeld Dopo di noi. | Foto: FreePik
Dopo di noi – nach uns: Unter diesem Slogan entstanden in Italien im vergangenen Jahrzehnt wertvolle Initiativen und Stiftungen, um Menschen mit Beeinträchtigung beim Realisieren von eigenen Lebensprojekten zu unterstützen. Das ursprüngliche Ansinnen des Gesetzes war es, das Wohl dieser Menschen nach dem Tod ihrer Eltern oder anderer pflegender Familienangehöriger zu sichern. Mittlerweile wurde dieses wichtige Ziel erweitert – um ein „Durante noi“, wie die Sozialpädagogin und Leiterin des Kompetenzzentrums für Soziale Arbeit und Sozialpolitik der unibz, Prof.in Ulrike Loch, meint. Sprich: „Man hat verstanden, dass es gut ist, sich schon zu Lebzeiten der pflegenden Angehörigen gemeinsam mit der Person mit Beeinträchtigung und allen interessierten Familienangehörigen auf den Weg zu machen, um ein gegenwartsorientiertes und zugleich zukunftsweisendes Lebensprojekt zu entwickeln“, sagt die unibz-Professorin.
Wie dies gut funktionieren kann, aber auch welche Hürden zu überwinden sind, um Angebote noch besser auf die Bedürfnisse von Menschen mit Behinderungen und ihrer Familien anzupassen, haben Ulrike Loch und ihr Team in den vergangenen Jahren in mehreren Forschungsprojekten zum Handlungsfeld Dopo di noi untersucht. Dazu wurde anfangs eine Bestandsaufnahme von bestehenden Projekten gemacht. „Im Wesentlichen haben sich italienweit bislang zwei Formen von Stiftungen durchgesetzt: jene, die auch mit öffentlicher Beteiligung vorwiegend Wohnprojekte ins Leben rufen. Und solche, in denen die Stiftungen unter Einbezug der Familien, Kapital sammeln und bereitstellen, um Lebensprojekte von Menschen mit Beeinträchtigung über die öffentliche Förderung hinaus zu realisieren – in der Gegenwart, aber auch mit Augenmerk auf deren künftige Absicherung.“ 
Ein solcher Überblick war hilfreich bei der Gründung und Ausrichtung der Südtiroler Stiftung nach uns.dopo di noi, die das Kompetenzzentrum in enger Zusammenarbeit mit der Lebenshilfe Südtirol sowie der römischen Universität LUMSA wissenschaftlich begleitete. Im Rahmen einer qualitativen Studie erhob das Forschungsteam zudem, welche Wünsche und Vorstellungen die betroffenen Familien selbst an eine solche Stiftung haben. Das Ergebnis? „Wir haben gesehen, dass es viel Vertrauen braucht. Vertrauen, das eigene Kind in die Autonomie zu entlassen, aber auch Vertrauen in eine Institution, die es dabei begleitet“, sagt Prof.in Loch. Den Ansatz, den die Wissenschaftlerin und ihr Team vor diesem Hintergrund nahelegen: das Co-Design, also das aktive Einbeziehen von Menschen mit Behinderung in alle Entwicklungsphasen ihres Lebensprojektes. „Diese Partizipation fördert die Selbstständigkeit der beteiligten Menschen mit Beeinträchtigung, das Vertrauen ihrer Familien in Dopo di noi und führt so zu einer höheren Zufriedenheit aller Beteiligten“, so Loch.
Greifbarstes Ergebnis der Forschungskooperation ist eine zweisprachige Publikation, in der die wichtigsten Forschungsergebnisse von OKAY, dem Büro für Leichte Sprache, in einfache Sprache übersetzt wurden. „Damit ermöglichen wir der Zielgruppe unserer Forschung, sich unabhängig von anderen über die Möglichkeiten innerhalb von Dopo di noi zu informieren und sich bei Interesse besser in eine Stiftung einbringen zu können“, erklärt Franca Marchetto, die als Mitarbeiterin der Lebenshilfe auch die Entwicklung der Südtiroler Stiftung nach uns.dopo di noi begleitet. Die deutschsprachige Borschüre kann unter bit.ly/Nachuns_de heruntergeladen werden.

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