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Libera Università di Bolzano

Wer soll unsere Welt retten?

In einer neuen Folge unseres Podcasts unibz insight zum Schwerpunkt Kompetenzzentren sprechen wir mit der Umweltökonomin Elisabeth Gsottbauer über eine essenzielle Frage unserer Zeit.

Di Susanne Pitro

Eigentlich wüssten wir es: Wir sollten nicht fliegen, den Zug statt das Auto nehmen, lokal produziertes Bio-Fleisch essen – und vieles mehr. Warum verhalten sich viele von uns trotz akuter und spürbarer Krisen wie der Erderwärmung immer noch weit weniger nachhaltig als es unser Kopf vorgeben würde? Darüber unterhalten wir uns in der neuen Ausgabe von unibz insight mit der Umweltökonomin und Direktorin des Kompetenzzentrums für Nachhaltigkeit der Freien Universität Bozen, Prof.in Elisabeth Gsottbauer.

Die gebürtige Österreicherin, die von der London School of Economics an die unibz kam, versucht in ihrer Forschung unter anderem zu verstehen, wie verhaltensbasierte Maßnahmen dazu beitragen können, die Lücke zwischen ökologischem Bewusstsein und tatsächlichem nachhaltigem Handeln zu schließen. In dem von ihr geleiteten Kompetenzzentrum wird wirtschaftliche, soziale und ökologische Nachhaltigkeit aber aus unterschiedlichsten Disziplinen untersucht, um konkrete Lösungsvorschläge oder Entscheidungsgrundlagen für Politik, Unternehmen und die Bevölkerung zu erarbeiten – von der Nachhaltigkeitsberichterstattung von Unternehmen bis hin zu alternativen Energielösungen.

Einer der wichtigen Inputs, den die Professorin für Umweltökonomie in dieser Podcast-Folge gibt: Um tatsächlich mehr Bewegung in die überfällige ökologische Transformation zu bringen, ist es nicht hilfreich, weiterhin den Zeigefinger zu erheben und ein Narrativ des Verzichts zu pflegen. „Alle großen gesellschaftlichen Transformationen sind aus einem positiven Narrativ heraus entstanden“, sagt Prof.in Elisabeth Gsottbauer. „Wir sollten uns viel stärker darauf fokussieren, was besser wird, wenn wir uns nachhaltiger verhalten, als Verbote auszusprechen.“ Hand in Hand damit geht auch eine Abkehr vom Konzept des ökologischen Fußabdrucks hin zum ökologischen Handabdruck. „Dabei geht es darum, was ich als einzelner Mensch bewirken kann, um zu einer nachhaltigen Transformation beizutragen“, sagt Gsottbauer. Sie selbst habe mit ihrer Forschung in diesem Bereich beispielsweise schon eine  größere Wirkung erzielt als mit einer – ab einem bestimmten Niveau ohnehin immer schwierigeren – Reduzierung ihres Ressourcenverbrauches.

Wichtig ist laut der Umweltökonomin generell, die Relationen nicht aus den Augen zu verlieren. So wichtig es sei, Veränderung auch Bottom-up anzustoßen, also von der Bevölkerung ausgehend, würden individuelle Verhaltensänderungen nie ausreichen, um die dringend notwendigen Emissionsreduzierungen zu erreichen. Das werde auch bei verhaltensbasierten Interventionen ersichtlich, in denen Menschen über Bewusstseinsbildung oder vereinfachte Zugänge dazu angestoßen werden, beispielweise ihren Energieverbrauch zu senken oder weniger Fleisch zu konsumieren. „Die Wirkung solcher Interventionen bewegt sich im Bereich weniger Prozentpunkte“, sagt Elisabeth Gsottbauer. Es sei also vollkommen klar, dass die großen aktuellen Herausforderungen nach mutigen und weitreichenden umweltpolitischen Maßnahmen wie einer CO2-Besteuerung oder dem Ausbau klimafreundlicher Infrastrukturen schreien, die eine wesentlich größere Hebelwirkung haben.

Zwischen einzelnem Individuum und Politik gibt es darüber hinaus noch viele andere Ebenen, auf denen Impulse für eine nachhaltige Transformation gesetzt werden können; ob Unternehmen, Verbände oder Vereine, ob Familienmitglieder, Freunde oder Arbeitskolleginnen. „Es braucht auch sicher noch mehr Bildung zu Nachhaltigkeit in Schulen und Universitäten und wir sollten uns als Gesellschaft in Gremien wie dem Klimabürgerrat noch viel stärker darüber austauschen, wie ein gutes nachhaltiges Leben aussehen soll.“

Dass ein langfristiges generationenübergreifendes Projekt wie eine nachhaltige Transformation sich schwer mit kurzfristigen politischen Logiken verträgt, ist ein Fakt, an dem auch die Wissenschaft nichts ändern kann, räumt die Universitätsprofessorin ein. Sie selbst hätte durchaus Ideen, was sie als erstes politisch bewegen würde, wenn sie selbst am Steuer sitzen würde. Welche? Das verrät Elisabeth Gsottbauer am Ende dieser Podcast-Folge.

Beitrag nur auf Deutsch verfügbar

Persone nell’articolo: Elisabeth Gsottbauer