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Freie Universität Bozen

Design Kunst Event

„When Words Fail“: Ausstellung an der Fakultät für Design und Künste

Am 21. und 22. März findet am Campus Bozen Zentrum Diplorama statt, die Ausstellung der Abschlussarbeiten der Studierenden in den Studienzweigen Design und Kunst.

Von Redaktion

Zwei Hände halten ein offenes Buch.
Das Abschlussprojekt von Chiara Cunoci: Spedizione Paiolo. Foto: unibz

Eine Hommage an die Kreativität in den Studiengängen der Fakultät für Design und Künste: Der aussagekräftige Titel der aktuellen Diplorama-Ausgabe, „When Words Fail“ dreht sich um die Frage: Wie können wir etwas greifbar und sichtbar machen, das sich mit Worten allein nicht ausdrücken lässt? Das Konzept des „Semantic Gap“, der semantischen Lücke, beschreibt die Diskrepanz zwischen dem, was sich Menschen vorstellen können, und dem, was eine Maschine tatsächlich reproduzieren kann. Diese Idee ist angesichts des wachsenden Einflusses der KI auf unsere Gesellschaft besonders relevant und bildet den roten Faden, der die Abschlussprojekte der Absolvent:innen verbindet. Diplorama bietet einen Raum, um sich mit der Arbeitsweise junger Designer:innen und Künstler:innen auseinanderzusetzen – und damit, wie sie ihren Platz in der Arbeitswelt finden und ihre Ideen in konkrete Projekte umsetzen.

„Design und Kunst bewegen sich seit jeher im Spannungsfeld zwischen dem, was in Worte gefasst werden kann, und dem, was erlebt werden muss. Diplorama lädt uns ein, genau dieses Wechselspiel zu erkunden und zeigt, wie aufstrebende Designer:innen und Künstler:innen abstrakte und komplexe Ideen in greifbare Formen übersetzen“, erklärt der Dekan der Fakultät für Design und Künste, Prof. Nitzan Cohen. „Ihre Arbeiten hinterfragen bestehende Normen, eröffnen neue Perspektiven und reagieren auf eine Welt, in der Technologie und Kreativität immer stärker miteinander verschmelzen. Es ist ein Privileg zu sehen, wie sich unsere Studierenden mit diesen Fragen auseinandersetzen, und ich bin gespannt, wie sie unsere gemeinsame Zukunft weiter mitgestalten werden“, so Cohen.

„Die komplexen Herausforderungen unserer Zeit machen es uns oft unmöglich, als Einzelne Antworten zu finden. Diese Erkenntnis kann lähmend wirken. Für junge Künstler:innen und Designer:innen, die ihren Abschluss machen, besteht die Aufgabe darin, sich kritisch mit diesen Themen auseinanderzusetzen und sich aktiv in aktuelle Diskussionen einzubringen“, erklärt Giulia Cordin, Forscherin, Dozentin und Kuratorin der Ausstellung. „Bereits in den 1970er Jahren beklagte die Künstlerin Martha Rosler, dass weder Text noch Bilder die Komplexität der Realität vollständig erfassen können. Genau hier setzt die zentrale Frage der Ausstellung an: Wie können wir unsere Ideen und Visionen durch kreatives Schaffen sichtbar machen und so die Grenzen der Sprache überwinden?“, so Cordin.

Die Abschlussarbeiten der Absolvent:innen der Fakultät für Design und Künste werden am Freitag, den 21. März und Samstag, den 22. März 2025 am Campus Bozen Zentrum präsentiert. Die Ausstellung steht allen Interessierten offen. Auf vier Stockwerken der Fakultät werden 48 Projekte ausgestellt – kreative Arbeiten der Studierenden im Bachelor für Design und Künste sowie im Master für Eco-Social Design.

Einige ausgestellte Projekte der Frühjahrs-Ausgabe von Diplorama

Finger in einem Mund.
Das Werk von Sara Brucato ist eine audiovisuelle Installation. Foto: unibz

Walking On Eggshells, von Sara Brucato (Betreuerin: Eva Leitolf, Co-Betreuerin: Livia Taverna): Im Jahr 2024 stellte Italien 10 Millionen Euro für psychologische Hilfe zur Verfügung. Die Resonanz war überwältigend: 175.000 Anträge in nur zwei Tagen waren ein deutliches Zeichen für den Bedarf an Unterstützung. Aufgrund begrenzter Mittel konnten jedoch nur 11 % der Anträge berücksichtigt werden. Das öffentliche Gesundheitssystem kämpft mit langen Wartezeiten. Während sich Besserverdienende private Therapien leisten, sind Menschen mit niedrigem Einkommen auf sich allein gestellt. Auf Basis ihrer eigenen Erfahrungen mit psychischen Problemen ohne Zugang zu professioneller Hilfe hat sich die Künstlerin mit psychologischen Themen auseinandergesetzt. „Walking On Eggshells“ beschäftigt sich mit dem Einfluss der Kindheit auf das Erwachsenenleben und dem ständigen Bedürfnis nach Kontrolle als Reaktion auf die Angst, dass die Umgebung jederzeit emotionalen Stress verursachen könnte. Die Arbeit ist eine audiovisuelle Installation, die sich in ihrer Intensität steigert: Sie beginnt mit ruhigen, fast neutralen Bildern und wird dann immer beunruhigender.

Vorderer Teil eines Fahrrades mit Gepäckträger.
“Tempo Giusto”, ein Frontgepäckträger, der sich an die unterschiedlichen Bedürfnisse des täglichen Lebens anpasst. Foto: unibz

Tempo Giusto. A Universal Bike Rack, von Emanuele Signorini (Betreuer: Klaus Hackl, Co-Betreuer: Camilo Ayala Garcia): In den vergangenen Jahren hat die Diskussion über die Lebensqualität in Städten an Bedeutung gewonnen, mit dem Ziel, die Stadt wieder den Menschen zurückzugeben. In dieser neuen Vision wird das Fahrrad zu einem zentralen Element, um die Stadt optimal zu erleben und sich in ihr zu bewegen. In diesem Kontext entstand „Tempo Giusto“, ein Frontgepäckträger, der sich an die unterschiedlichen Bedürfnisse des täglichen Lebens anpasst und Radler:innen bei ihren Wegen durch die Stadt begleitet. Der Gepäckträger kann einfach und von verschiedenen Personen gemeinsam genutzt werden. „Tempo Giusto“ muss nicht auffallen, sondern soll bei Bedarf ein nützlicher Begleiter sein.

Spedizione Paiolo, von Chiara Cunoci (Betreuerin: Elisabetta Rattalino, Co-Betreuer: Jonathan Pierini): Im südlichen Teil der Stadt Mantua lag einst der Paiolo-See. Heute erscheint das Paiolo-Tal unberührt und wie aus der Zeit gefallen, auch wenn es aktuell von Bauspekulationen bedroht ist. Aus diesem Bewusstsein heraus entstand „Spedizione Paiolo“, ein Projekt, das die Gemeinschaft dazu einlädt, die Geschichte des ehemaligen Paiolo-Sees neu zu entdecken. Im Rahmen von drei Veranstaltungen zwischen Dezember 2024 und Februar 2025 konnten die Teilnehmenden die Geschichte und den ökologischen Wert des Gebietes auf geführten Wanderungen erkunden. An jedem dieser Tage entstand ein symbolisches Artefakt: eine Karte, eine Flagge und ein Floß, die zusammen ein Navigationssystem bilden. Das Ergebnis ist eine Publikation, die als „Reisetagebuch“ die Geschichte hinter jedem Artefakt erzählt. Sie besteht aus drei Bänden, die die Wanderwege, Interviews mit den Guides und Eindrücke der Teilnehmenden zusammenfassen und das Paiolo-Tal aus unterschiedlichen Blickwinkeln beleuchtet.

Installation in einem Museumsraum.
In Zusammenarbeit mit dem Museion und dem Museion Art Club in Bozen erprobt das Projekt neue Governance-Strukturen und partizipative Praktiken. Foto: unibz

Soft Iteration Designing Response-ability Formats among Museums and its Communities, von Sven Kammerer (Betreuer: Rosario Talevi, Co-Betreuer: Marc Herbst, Projektpartner: Museion Art Club): Im Rahmen des Projekts wird untersucht, wie Museen tiefere Beziehungen zu ihren Zielgruppen aufbauen können und gleichzeitig in einer sich schnell wandelnden Welt flexibel bleiben. Das Projekt führt das Konzept der „soft iteration“ ein, ein dynamischer und anpassungsfähiger Ansatz zur Förderung der gemeinsamen Verantwortung zwischen Museen und ihren Ökosystemen. In Zusammenarbeit mit dem Museion und dem Museion Art Club in Bozen erprobt das Projekt neue Governance-Strukturen und partizipative Praktiken. Es leistet einen Beitrag zur laufenden Diskussion über die Transformation von Museen und schlägt ein flexibles Modell für institutionellen Wandel vor. Indem Museen Unsicherheiten und kontinuierliche Weiterentwicklung annehmen, können sie Beziehungen pflegen, die nicht nur bedeutungsvoller sind, sondern tatsächlich auf gesellschaftliche Veränderungen reagieren.

Die Veranstaltung steht allen Interessierten offen.

Artikel auch auf Italienisch verfügbar

Related people: Nitzan Cohen, Giulia Cordin, Eva Leitolf, Livia Taverna, Klaus Hackl, Camilo Ayala Garcia, Elisabetta Rattalino, Jonathan Pierini, Maria del Rosario Talevi, Marc Herbst