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Warum Frauennetzwerke wichtig sind

Zia - Visible Women in Science: In einem Fellowship-Programm des Zeit-Verlages werden Wissenschaftlerinnen bei ihrer Karriereentwicklung gefördert. Mit dabei ist Isabel Schäufele-Elbers.

By Susanne Pitro

Gruppenbild mit siebzehn Frauen. Vier davon sitzen auf einem Sofa.
Die Teilnehmerinnen des Zia - Visible Women in Science Fellowship-Programms. Foto: Phil Dera | DIE ZEIT

Nachwuchswissenschaftlerinnen unterschiedlichster Disziplinen in einem einjährigen Programm mit mehreren Treffen und Onlinetrainings die Möglichkeit geben, sich fachlich wie persönlich weiterzuentwickeln: das ist die Mission von Zia - Visible Women in Science, einer konkreten Initiative des ZEIT Verlags gegen die anhaltende Unterrepräsentation von Frauen in der Wissenschaft. Neben individueller Persönlichkeitsentwicklung der Fellows durch Workshops zu Themen wie Kommunikation, Rhetorik oder Medienlogik und dem Sichtbarmachen von Erfolg stehen vor allem der Erfahrungsaustausch und die Vernetzung untereinander sowie mit weiblichen Role Models und institutionellen Unterstützern aus Wissenschaft und Forschung im Vordergrund. Eine der 20 Fellows des im Herbst gestarteten Programms ist die Forscherin Isabel Schäufele-Elbers von der Fakultät für Wirtschaftswissenschaften der unibz. Nach einem PhD an der Universität Kassel lehrt und forscht die gebürtige Deutsche seit Februar 2022 im Bereich Agrar- und Lebensmittelökonomie am Campus Bruneck der unibz. 2023 war sie eine der Preisträgerinnen der erstmals vergebenen Forschungspreis für Nachhaltigkeit, der von der Freien Universität Bozen gemeinsam mit den beiden Förderern Südtiroler Sparkasse und Stiftung Sparkasse ausgelobt wird.

Frau Schäufele Elbers, Sie sind seit diesem Herbst eine von rund 20 Fellows des einjährigen Förderprogramms ZIA – Visible Women in Science. Warum ist es wichtig, als junge Wissenschaftlerin Zeit in solche Initiativen zu investieren?

Isabel Schäufele-Elbers: Ich hatte anfangs selbst ein wenig Zweifel, wie viel ein Austausch mit Frauen aus so vielen unterschiedlichen Disziplinen bringt. Doch unserer ersten beiden Treffen, eines davon im Rahmen der Falling Walls Konferenz in Berlin, haben mich vom Gegenteil überzeugt. Ich bin wirklich wahnsinnig motiviert von diesen Treffen zurückgekommen, einerseits weil ich viele tolle und inspirierende Frauen kennengelernt habe, aber auch viele wertvolle praktische Tipps erhalten habe.

„Ich erforsche die Lücke zwischen Einstellungen und nachhaltigem Verhalten bei Lebensmitteln und Tourismus“, beschreiben Sie selbst Ihre Arbeit in der Präsentation der ZIA-Fellows. Was verbindet Sie mit anderen Fellows, die aus so unterschiedlichen Bereichen wie Klimaforschung, Kunstgeschichte, Medizin oder Biochemie kommen?

Ein riesiges Thema bleibt die familiäre Arbeitsteilung und Work-Life-Balance, die gerade bei wissenschaftlichen Karrieren besondere Herausforderungen mit sich bringt. Ich bin selbst Mutter von zwei Vorschulkindern, und schaffe beispielsweise nur zwei Konferenztermine im Jahr wahrzunehmen. Auch internationale Forschungsaufenthalte werden mit Familie schwieriger. Doch das sind natürlich alles wichtige Gelegenheiten, sich bekannt zu machen und Netzwerke zu knüpfen. Kolleginnen ohne Kinder und die meisten Kollegen können diese im Gegensatz zu mir stärker wahrnehmen.

 

"Es gibt viele Männernetzwerke, zu denen Frauen nur schwer Zugang haben. Und viele Weichen werden einfach in einem solch informellen Rahmen gestellt; das können dann Infos oder eben auch Kontakte sein, die für die Karriereentwicklung entscheidend sind."

 

Sprich, Familie bremst eine wissenschaftliche Karriere? 

Wenn man wie ich eine unbefristete Stelle anstrebt, gibt es natürlich schon immer wieder Zweifel in diese Richtung. Bei meinem Doktorat an der Universität Kassel an einem Lehrstuhl für Marktforschung waren wir damals als Frauen in der Mehrzahl, wenn auch der Chef ein Mann war. Dort war es relativ selbstverständlich, Kinder zu bekommen und die Arbeitsorganisation war recht familienfreundlich. Doch es gibt genügend Situationen, in denen man als Wissenschaftlerin das Gefühl vermittelt bekommt, dass man sich ins Aus bugsiert, wenn man schwanger wird. Davon haben auch einige Zia-Fellows bei unseren Treffen erzählt, wo es einen intensiven Austausch zu diesem Thema gab. Es war sehr wertvoll, nicht nur Erfahrungen mit anderen Wissenschaftlerinnen zu teilen, die bereits Kinder haben, sondern sie auch an Frauen weiterzugeben, die planen, demnächst eine Familie zu gründen. Mir selbst wurde bei diesen Gesprächen auch noch einmal klarer, dass es nicht um jeden Preis um eine Professur auf Lebenszeit geht, sondern ich auch auf anderen Wegen eigene Inhalte verfolgen und mir treu bleiben kann.

Das heißt Frauennetzwerke sind auch wichtig, um sich gegenseitig in solch privaten Lebensentscheidungen zu stärken?

Ja, aber natürlich auch für den beruflichen Weg. Wir hatten auch Treffen und Impulsvorträge von international bekannten und erfahrenen Wissenschaftlerinnen. Beim Zia-Auftaktdinner mit der bekannten deutschen Soziologin Jutta Allmendinger ging es beispielsweise um Barrieren, denen Frauen in wissenschaftlichen Laufbahnen gegenüberstehen, aber auch um konkrete Tipps. Sie machte klar, dass ein tiefgreifender Wandel notwendig ist, um mehr Frauen in wissenschaftlichen Führungspositionen zu etablieren und betonte, dass angesichts der steigenden Bedeutung von Wissenschaftskommunikation weiterhin die Veröffentlichung von Journal-Artikeln höchste Relevanz in der Qualifikationsphase haben muss. Im Rahmen des Falling Walls Konferenz trafen wir mit Mitgliedern eines anderen internationalen Netzwerks von Wissenschaftlerinnen zusammen. In den ersten Treffen konnte ich wichtige neue Kontakte knüpfen und viele wichtige Impulse mitnehmen.

Welche zum Beispiel?

Einerseits wurde mir noch einmal klarer, wie wichtig es ist, Teil solcher Frauennetzwerke zu sein. Es gibt viele Männernetzwerke, zu denen Frauen nur schwer Zugang haben. Und viele Weichen werden einfach in einem solch informellen Rahmen gestellt; das können dann Infos oder eben auch Kontakte sein, die für die Karriereentwicklung entscheidend sind. Außerdem gibt immer noch viele Stereotype, die Karrieren von Frauen in der Wissenschaft weiterhin beeinflussen.

Können auch Frauen selbst etwas dagegen machen?

Absolut. Stark reflektiert haben wir auch die Rolle von Frauen, sich oft zurückzunehmen und bei Verhandlungen zu wenig einzufordern. Das können so Dinge sein, wie Scheu zu haben, beim Antritt einer  neuen Stelle auch die Umzugskosten zu verrechnen oder aktiv flexible Arbeitszeiten anzusprechen, selbst wenn dies für ihre Work-Life-Balance entscheidend ist . Männer machen das meist viel selbstverständlicher; Frauen haben dagegen aufgrund ihrer Sozialisierung oft das Gefühl, zu viel zu verlangen. Ein weiteres Muster, das wir analysiert haben, betrifft die Zurückhaltung von Frauen, sich bei beruflichen Herausforderungen aktiv ins Rampenlicht zu stellen. Frauen tendieren eher dazu, sich zurückhalten, um nicht als zu fordernd oder aufdringlich wahrgenommen zu werden, während Männer häufiger bereit sind, ihre Leistungen stärker zu betonen.

Gibt es schon einen konkreten Schritt, den Sie nun in Ihrer Arbeit mitnehmen wollen?

Ich glaube, eine solche Erfahrung stärkt Frauen generell in ihrer Arbeit und ihrem Auftreten. Doch ich habe auch einige spezielle Vorhaben mitgenommen. Eines davon: Mein Netzwerk weiter auszubauen. Hier kann ich stark von den internationale Forschungskontakte meines Vorgesetzten und Mentors, Prof. Günter Schamel, profitieren, der mich darin bestärkt hat, neue Chancen zu ergreifen. So plane ich für 2025 einen dreimonatigen Forschungsaufenthalt in den USA. Zudem werde ich die anstehenden Onlinetrainings im Bereich der Drittmittelförderung und Wissenschaftskommunikation nutzen, um gezielt Projekte umzusetzen und meine Forschungsergebnisse wirkungsvoller einer breiteren Öffentlichkeit zugänglich zu machen.

 

 

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