Einblicke in das Praktikum eines Informatik-Studenten
By Miriam Fila
Wie können Südtiroler Unternehmen erfolgreich mit der Universität zusammenarbeiten? Wie gelingt es ihnen, Studierende und Absolventinnen und Absolventen zu gewinnen? Am Industry Day präsentiert sich die unibz am 26. September Wirtschaftstreibenden der Region – mit Professorinnen und Professoren, Forschenden und Studierenden, die mit den beteiligten Unternehmen interessante gemeinsame Forschungsprojekte und Praktika vorstellen. Mit dabei ist auch der 24-Jährige Andreas Rogen, der im fünften Semester Informatik an der Freien Universität Bozen studiert. Derzeit absolviert er ein zehnwöchiges Praktikum bei der Firma Microtec in Brixen. Im Interview berichtet er von seinen Erfahrungen und Einblicken in die Arbeitswelt.
Ist es schwierig, in der Informatikbranche einen Praktikumsplatz zu bekommen?
Ich habe das Gefühl, es ist relativ einfach. Unternehmen freuen sich generell, wenn sich junge Menschen bewerben. Man muss jedoch früh genug dran sein, da die Plätze schnell vergeben sind.
Wie bist du zu deinem Praktikum gekommen?
Ich wurde von Microtec auf der Career Fair in Bozen angesprochen und habe gleich meinen Lebenslauf dagelassen. Dann hat alles ziemlich schnell und einfach geklappt.
Was sind deine Aufgaben bei Microtec?
Die liegen vor allem in der Programmierung. Wir arbeiten an einem Webprogramm, für das ich die Codes schreibe. Ich konzentriere mich dabei besonders auf die visuelle Darstellung, also auf Grafiken und Diagramme, die Daten veranschaulichen.
Wie sieht ein typischer Arbeitstag bei dir aus?
Ich komme ins Büro und erhalte entweder eine neue Aufgabe oder arbeite weiter an einer, die noch vom Vortag übrig ist. Ich bearbeite diese Aufgaben selbständig, aber bei Fragen oder Problemen kann ich mich an meinen Tutor wenden. Es ist immer jemand da, wenn man Hilfe braucht, aber ansonsten darf ich eigenständig arbeiten.
Gibt es Aufgaben, die dich über- oder unterfordern?
Manchmal gibt es schon schwierigere Aufgaben, aber mit der Zeit kommt man immer rein. Es gibt Tage, an denen man langsamer vorankommt, aber je länger man sich einer Aufgabe widmet, desto besser versteht man sie. Nach einer Weile läuft alles wie von selbst. Es gibt aber auch einfachere Aufgaben, bei denen man schneller vorankommt – langweilig wird es trotzdem nie.
Musstest du schon mal Kaffee machen?
Nein, noch nicht (lacht).
Wie ist das Team? Vertraut man dir auch wichtige Aufgaben an?
Auf jeden Fall! Man trägt eine gewisse Verantwortung. Erst gestern haben wir einen Code, den ich geschrieben habe, in ein offizielles Programm integriert – in der Informatiksprache würde man "gepusht" sagen. Natürlich wird der Code vorher gründlich getestet und von Kolleg:innen kontrolliert, aber ich erhalte definitiv sinnvolle Aufgaben und nicht nur eine Beschäftigungstherapie für Praktikanten.
Kannst du das, was du an der Uni lernst, direkt im Praktikum anwenden?
Teilweise schon, aber im Studium ist vieles noch sehr allgemein. Im Unternehmen sind spezifische Fähigkeiten und Kenntnisse gefragt. An der Uni kratzt man oft nur an der Oberfläche, während man im Praktikum tiefer in eine bestimmte Thematik eintauchen kann. In meinem Fall ist das die Webprogrammierung.
Was hast du im Praktikum gelernt, das du nicht an der Uni hättest lernen können?
Ich habe ein neues Framework kennengelernt. An der Uni habe ich immer mit einem anderen gearbeitet, und hier konnte ich mich intensiv mit diesem neuen Framework auseinandersetzen. Jetzt kenne ich mich gut damit aus. Für Nicht-Informatiker: Ein Framework ist eine Art Baukasten für das Programmieren, der vorgefertigte Werkzeuge und Strukturen bietet, um schneller und einfacher Software zu entwickeln.
Würdest du anderen Studierenden ein Praktikum empfehlen?
Ja, auf jeden Fall! Ein Praktikum bietet die Chance, die Realität der Arbeitswelt kennenzulernen. An der Uni gewöhnt man sich irgendwann an die Aufgaben, im Job muss man sich oft mit unerwarteten Situationen auseinandersetzen. Zudem hat mich das Praktikum in meiner Studienwahl bestätigt. Es hat mir gezeigt, dass ich auf dem richtigen Weg bin, und das ist eine enorme Hilfe.