2025 jährt sich zum 45. Mal der Todestag von Roland Barthes, einem der einflussreichsten Kulturtheoretiker des 20. Jahrhunderts. Sein Klassiker Mythen des Alltags (1957) schärfte den Blick für die verborgenen Bedeutungen alltäglicher Phänomene und zeigte, wie scheinbar Banales kulturelle Mythen formen kann – von Mode, über Medien und Werbung bis hin zu den Qualitäten des damals legendären Citroën DS. Seine Mythen sind längst selbst zum Mythos geworden.

Der neue Sammelband „Updating Roland Barthes’ Mythologies“, herausgegeben von Hans Leo Höger, Professor für Theorie und Geschichte der Gestaltung und der Kommunikation an der Fakultät für Design und Künste der unibz, führt Barthes Hinterfragen des Alltäglichen in die Gegenwart. „Barthes war ein ‚Leser der Welt‘ – neugierig, aufmerksam, ohne akademische Schwere. Diese Haltung wollte ich aufgreifen“, erklärt Höger. „Denn um die Komplexität unserer Gegenwart sichtbar zu machen, braucht es viele Stimmen“. Aus diesem Verständnis heraus beleuchten in dem Band über 30 Gestalterinnen und Gestalter aus dem In- und Ausland aktuelle Alltagsmythen aus den Perspektiven von Design, Architektur, Kunst und Umweltgestaltung – vom Schweizer Taschenmesser, der Trinkflasche, der Zitruspresse oder dem Monobloc-Stuhl über digitale Phänomene wie Instagram, Citizen Journalism und ChatGPT bis hin zu gesellschaftlich relevanten Themen wie Demokratie, Nachhaltigkeit oder Homeoffice.

Wie bei Barthes sind auch die Beiträge dieses Bandes kurz, analytisch und pointiert. Sie machen sichtbar, welche Bedeutungen, Ideologien und kulturellen Muster im Alltäglichen wirksam sind – und wie Design als Medium und Spiegel solcher Realitäten wirkt. Höger zeigt, dass Barthes’ Ansatz nichts an Aktualität verloren hat: Der Alltag bleibt selbst in einer zunehmend digital beschleunigten Gegenwart voller verborgener Mythen, deren genaue Beobachtung neue Einsichten eröffnet: „Sowohl Barthes’ Texte als auch die Beiträge in unserem Band heute sind eine Einladung, das Tempo herauszunehmen und sich mit bestimmten Phänomenen ein wenig eingehender zu beschäftigen und den Blickwinkel zu wechseln“, so Höger.

Updating Roland Barthes’ Mythologies:  Positionen aus Design, Architektur und Kunst von Prof. Hans Leo Höger wird am 9. Dezember um 18 Uhr in der Universitätsbibliothek am Campus Bozen Zentrum vorgestellt. Im Anschluss findet ein Runder Tisch statt mit Gesine Gold (Dipl.-Kommunikationsdesignerin mit Schwerpunkt strategischer Luxusmarken-Entwicklung und -Betreuung, Hamburg), Giorgio Camuffo (Grafikdesigner, Art Director, Ausstellungskurator, Professor für Visuelle Kommunikation an der Freien Universität Bozen), Ursula Schnitzer (Kunsthistorikerin, Ausstellungskuratorin, Autorin, Weberin, Meran), Renato Troncon (Professor für Ästhetik an der Universität Trient, Begründer und Mitherausgeber der wissenschaftlichen  Buchreihe "Design Meanings"), Kuno Prey (Produktdesigner, Ausstellungskurator, Buchautor, Gründungsdekan der Fakultät für Design und Künste an der Freien Universität Bozen), Hans Leo Höger (Herausgeber des Buches und Initiator des gleichnamigen Forschungsprojekts).