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Upcycling: Gemeinsam gegen die Wegwerfmentalität

Vernetzung als Schlüssel zum Wandel. Ein Gespräch mit dem Industriedesigner Prof. Aart van Bezooijen von der Fakultät für Design und Künste über das Potenzial von Upcycling.

By Rosmarie Hagleitner

Porträtbild von Professor Aart von Bezooijen.
Prof. Aart van Bezooijen: "Unsere Vision für die UpCon ist es, ein lebendiges Netzwerk zu schaffen, das bestehende und künftige Akteurinnen und Akteure der Wiederverwertungsbranche in Südtirol und darüber hinaus miteinander verbindet". Photo: Julia Knop

Die Upcycling Convention (UpCon) bringt am 4. und 5. Oktober in Bozen und Brixen die kreative Kraft des Upcyclings ins Rampenlicht und führt Schaffende der Upcycling-Bewegung mit Unternehmen, Bildungseinrichtungen und Politik zusammen. Im Rahmen der UpCon-Conference an der Freien Universität Bozen am 4. Oktober wird mit spannenden Talks und einem praxisnahen Workshop aufgezeigt, wie wirkungsvoll Wiederverwendung, Reparatur und Sharing Economy sein können – und warum sie der Schlüssel zu einer ressourcenschonenden Zukunft sind. Im Interview verrät der Industriedesigner und Professor für Material Driven Design Aart van Bezooijen, warum Vernetzung so wichtig ist.

Herr Prof. Bezooijen, welche Erwartungen haben Sie als Mit-Organisator speziell an die UpCon-Conference und den FREITAG-Workshop, die an der unibz veranstaltet werden?

Aart van Bezooijen: Unsere Vision für die UpCon ist es, ein lebendiges Netzwerk zu schaffen, das bestehende und künftige Akteurinnen und Akteure der Wiederverwertungsbranche in Südtirol und darüber hinaus miteinander verbindet. Wir wollen Unternehmensfelder und innovative Produkte ins Rampenlicht rücken, während wir gleichzeitig die Begeisterung für einen ökologischen und zukunftsfähigen Lebensstil wecken. Die Konferenz selbst soll unser Publikum durch inspirierende Impulse und spannende Beiträge europäischer Keynote-Speaker aus Italien, der Schweiz und den Niederlanden anregen. Sie soll zeigen, was möglich ist, wenn wir gemeinsam in eine nachhaltige Zukunft blicken.

Der Workshop mit dem Schweizer Unternehmen FREITAG, bei dem Taschen hergestellt werden, dient als kreativer Auftakt und ist eine kleine Aufwärmübung vor der Konferenz, bei der die Teilnehmenden erfahren, wie Upcycling in der Praxis funktionieren kann.

Welche Aspekte oder Zielsetzungen der UpCon sind für Sie von besonderer Bedeutung?

Für mich stehen zwei Dinge im Mittelpunkt: Vernetzung und ein gemeinschaftlicher Ansatz. Die UpCon möchte Brücken schlagen – zwischen Wirtschaft, Handwerk, Kunst und Nachhaltigkeit – und gleichzeitig die Südtiroler Bevölkerung auf diesem Weg mitnehmen. Ein zentrales Ziel bleibt, aktuelle und zukünftige Mitwirkende der Wiederverwertungsszene in Südtirol und darüber hinaus zu vernetzen, Unternehmensfeldern und Produkten Sichtbarkeit zu verschaffen und Lust auf einen ökologischen Lebens- und Wirtschaftsstil zu machen.

Was sehen Sie als größte Herausforderung, um eine breitere Akzeptanz für Upcycling-Produkte und die Sharing Economy auch in Südtirol zu erreichen?

Wir leben in einer Gesellschaft, die stark von der Wegwerfmentalität geprägt ist. Viele Produkte sind billig, selten langlebig und im Übermaß vorhanden. So kann es nicht weitergehen – daran erinnern auch die nachhaltigen Entwicklungsziele und Maßnahmen des Südtiroler Klimaplans. Upcycling bietet hier einen Weg in eine bessere Zukunft: Es ist eine Alternative, weg von Wegwerfkultur und Ressourcenverschwendung, hin zu zukunftsfähigen Lebensstilen und Produktionen.

Wie lässt sich der ökologische Nutzen von Upcycling-Projekten messen? Gibt es dazu Daten oder Studien, die belegen, wie solche Projekte zur Abfallreduzierung oder zur Senkung der CO₂-Emissionen beitragen?

Projekte zur Abfallvermeidung wirken sich sehr positiv auf die Lebenszyklusanalyse (LCA) aus. Diese Analyse bewertet die Umweltauswirkungen und Energiebilanzen von Produkten über deren gesamten Lebenszyklus hinweg. In zahlreichen Projekten wird mittlerweile die CO₂-Bilanz genau berechnet, um den positiven Effekt des Recyclings transparent darzustellen. Dies macht Upcycling beispielsweise für Unternehmen attraktiv, da sie dadurch nicht nur ökologische Verantwortung zeigen, sondern auch die notwendige Transparenz für die Kreislaufwirtschaft schaffen.

Welche technologischen Entwicklungen sehen Sie als Industriedesigner in der Zukunft, die das Upcycling einfacher oder effektiver gestalten könnten, wie etwa 3D-Druck oder neue Materialforschung?

Ich sehe großes Potenzial in partizipativen Projekten und kreativen Werkstätten, bei denen die Bevölkerung auch in der Praxis mitgestalten kann. Ein Beispiel ist das BITZ unibz fablab in Bozen, das allen zugänglich ist und Jung wie Alt die Möglichkeit bietet, mit neuen Materialien und Technologien zu experimentieren. Kurzum, ein sozialerer Ansatz für neue (technologische) Entwicklungen mit und für die Gesellschaft, bei dem es mehr um das Teilen als um das Konkurrieren geht.

Wie integrieren Sie Upcycling persönlich in Ihren Alltag?

Bei uns zu Hause finden viele leere Verpackungen aus Papier und Plastik eine zweite Verwendung. Mit ein wenig Kreativität entstehen aus kurzlebigen Verpackungen oft einzigartige Spielobjekte für unsere Kinder. Wir haben auch einige Möbelstücke von der Straße gerettet, aufgearbeitet und genießen nun ihren neuen Charme in unseren vier Wänden. Ab und an besuchen wir auch REX in Brixen, um dort kleine Schätze zu entdecken, die wir in persönliche Geschenke oder Mitbringsel verwandeln.

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