Studieren im eigenen Takt
By Susanne Pitro

Teilzeitjobs sind bekanntlich sehr gefragt. Warum aber braucht es auch ein Teilzeitstudium?
Alex Weissensteiner: Weil es immer mehr junge Menschen gibt, für die ein traditionelles Vollzeitstudium nicht die richtige Formel ist. Speziell in den sogenannten MINT-Fächern steigen heute bereits die Hälfte der Oberschulabsolvent:innen direkt in das Berufsleben ein – wo sie infolge des demografischen Wandels händeringend gesucht werden. Gleichzeitig sehen wir auch in unseren Masterstudiengängen, dass viele Studierende nebenbei arbeiten, und dafür bis zu 50 Prozent ihrer verfügbaren Zeit brauchen.
Und dieser Zielgruppe wird ab dem kommenden Studienjahr ein flexibleres Angebot gemacht?
Genau. Wir möchten es Menschen ermöglichen, ein Studium in einem Rhythmus zu absolvieren, der gut mit ihrer aktuellen Lebenssituation vereinbar ist. Der Grund dafür muss nicht nur ein Job sein; es können auch familiäre Verpflichtungen oder andere Prioritäten im eigenen Leben sein, die ein Vollzeitstudium nicht erlauben. Konkret halbiert sich bei einem Teilzeitstudium die Zahl der vorgeschriebenen ECTS-Punkte pro akademisches Jahr von 60 auf 30 ECTS; dementsprechend halbieren sich auch die Studiengebühren.
Das heißt, die Regelstudienzeit eines Bachelorstudiengangs verdoppelt sich damit auch auf sechs Jahre, jene eines Masterstudiengags auf vier Jahre.
Weissensteiner: Wir bieten aber auch hier ein flexibles Modell an. Wenn sich die Lebensumstände wieder verändern, kann nach zwei Jahren im Teilzeitmodus in den Vollzeitmodus gewechselt werden. Auch Vollzeitstudierende können in den Teilzeitmodus gehen.
Richtet sich dieses Angebot vor allem an junge Menschen, oder gibt es auch viel Interesse an Menschen, die bereits länger im Arbeitsleben stehen?
Klassische curriculare Studiengänge, also Bachelor und Master, werden vor allem in der Altersgruppe 19 bis 25 Jahre oder maximal 30 Jahre nachgefragt. Doch wir arbeiten bereits konkret an weiteren Angeboten, die mehr in Richtung Lifelong Learning oder Executive Education gehen. Meistens möchten Menschen, die bereits mitten in ihrer Karriere stehen, nicht jahrelang studieren, sondern suchen vielmehr gezielte Weiterbildungen in Form von kurzen, aber sehr spezifischen Lerneinheiten.
Und in diesem Feld kann das didaktische und wissenschaftliche Know-how einer Universität ebenfalls weitergegeben werden?
Einerseits das Know-how unseres akademischen Personals, aber auch das unseres Netzwerks. Wir können auch unsere breiten internationalen Kontakte nutzen, um spezifische Weiterbildungsbedürfnisse bestimmter Berufsgruppen abzudecken. Es gab schon bisher erfolgreiche Kooperationen in diese Richtung – beispielsweise mit dem Südtiroler Sanitätsbetrieb, der öffentlichen Verwaltung, lokalen Banken, Wirtschafts- und Steuerberatern oder auch der nationalen Journalistenkammer.
unibz als Business School – bislang aber noch Zukunftsmusik?
Ja, doch wir sprechen hier von der nahen Zukunft. Es gibt sehr viel Nachfrage nach solchen Lifelong-Learning-Angeboten, die heute für viele Berufsgruppen integraler Bestandteil der Berufsausübung sind. Und wir stehen bereits in der konkreten Vorbereitungsphase, uns auch in diesem Feld stark zu positionieren. Ich schätze, schon ab dem kommenden Jahr wird es dazu Neuigkeiten geben.
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