„Diminishing Returns“ – Kritische Auseinandersetzung mit dem visuellen Übermaß
By Rosmarie Hagleitner

Die Ausstellung im Bozner Foto Forum, die im Rahmen der Bolzano Art Week (BAW) stattfindet, widmet sich der kritischen Auseinandersetzung mit dem visuellen Übermaß in Zeiten globaler Krisen. „Diminishing Returns“ geht der Frage nach, wie in einer Welt der Reizüberflutung noch „Informationssignale“ aus einem Zuviel des „Datenrauschens“ herausgefiltert werden können. In einer Zeit, in der Bilder nonstop konsumiert und vermarktet werden, lädt die Ausstellung dazu ein, das individuelle und gesellschaftliche Verhältnis zu dieser Bilderflut zu hinterfragen. Drei junge Künstler:innen beleuchten in ihren Werken kritisch und aus verschiedenen Perspektiven die persönlichen, kulturellen und sozialen Auswirkungen des visuellen Übermaßes. Ihre Arbeiten eröffnen einen Dialog, indem sie Raum für Reflexion schaffen, den Stellenwert und die Nutzung in einer durch Bilder geprägten Welt beleuchten und Formate schaffen, die zum Nachdenken anregen.
„Diminishing Returns“ ist die zweite Ausgabe der gemeinsamen Ausstellungsreihe JOINTS, die in Zusammenarbeit zwischen dem Studio Image der Fakultät für Design und Künste und dem Foto Forum entstanden, ist. „Die Konzept dieser Reihe besteht darin, junge unibz-Künstler:innen mit angesehenen Persönlichkeiten der Kunstwelt zusammenzubringen, um einen kreativen Austausch zu fördern und voneinander zu lernen“, erläutert Prof.in Eva Leitolf, Leiterin des Studio Image. In der von ihr und Giulia Cordin kurierten aktuellen Ausstellung laden die drei Arbeiten des Absolventen Matteo Antoniazzi, der Studentin Melanie Kasal und der international renommierten Künstlerin Sara Bezovšek dazu ein, das zentrale Thema des visuellen Übermaßes und die vielfältigen Facetten der damit verbundenen Auseinandersetzung auf ganz unterschiedliche Weise zu erkunden.
Sara Bezovšek präsentiert mit ihrer interaktiven Website SND live projizierte Kunst und lädt die Betrachter:innen ein, in eine Welt voller (pop-)kultureller Darstellungen über den Zustand unseres Planeten einzutauchen. Aus den von Bezovšek zusammengestellten Online-Inhalte entstehen komplexe und beeindruckende Erzählungen, die an Hollywood-Blockbuster erinnern. Die Webseite bietet eine Vielzahl visueller Materialien wie Kurzvideos, Memes, GIFs und Fotografien, die den Nutzer:innen ermöglicht, eigene Wege durch aktuelle und zukünftige Themen der Menschheit zu erkunden. Durch die Kombination mit ihren eigenen Werken, gelingt der Künstlerin eine vielschichtige Erzählstruktur, die die Betrachter:innen visuell herausfordern.
This Video von Matteo Antoniazzi ist eine fünfminütige Endlosschleifen-Animation, die als Wiegenlied, Kinderreim oder Fluch interpretiert werden kann. Mithilfe von Performance-Capture-Techniken und überfließenden Simulationen schafft Antoniazzi eine nahtlose Abfolge von Bildern, die durch monotone vokale Mantras begleitet werden. Diese hypnotische Erzählweise zieht die Betrachter:innen in ihren Bann und regt zum Nachdenken über die Beziehung zwischen Bildern und Wahrnehmung an.
In ihrem Werk Der Spiegel (The Mirror) thematisiert Melanie Kasal das Phänomen der Derealisation, bei dem die Welt als unwirklich und fremd wahrgenommen wird. In intensiven Episoden dieser veränderten Wahrnehmung setzte sich die Künstlerin vor einen Spiegel, beobachtete ihr Spiegelbild und zeichnete, was sie sah. Diese Selbstbeobachtungen werden durch Videoaufnahmen und Zeichnungen präsentiert, die den Prozess der Selbstvergewisserung und das Ringen mit der eigenen Identität eindrucksvoll visualisieren.
Die Ausstellung fordert die Besucher:innen nicht nur zum bloßen Betrachten der Werke auf, sondern regt zu einer tiefgehenden Reflexion über die Frage an, wie die Gesellschaft mit dem Überfluss an Bildern und Informationen umgeht. Sie bietet den Betrachter:innen die Gelegenheit einer kritischen visuellen Auseinandersetzung mit aktuellen Phänomenen wie der (Über-) Produktion und des (Hyper-) Konsums .
„Diminishing Returns“ wird am 5. Oktober um 11 Uhr im Foto Forum in Bozen, Weggensteinstraße 3F, eröffnet und läuft vom 6. Oktober bis zum 9. November 2024.
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