Skip to content

Free University of Bozen-Bolzano

Or navigate through tags

Students Alumni

Family business in Südtirol

Familienbetriebe als Rückgrat der Südtiroler Wirtschaft: Eine Untersuchung zu Generationswechsel und Langfristorientierung, erarbeitet von der Absolventin Nicole Moratelli.

Familienunternehmen entstehen dort, wo Familienmitglieder Eigentum und Führung prägen und die langfristige Weitergabe an die nächste Generation ein zentrales Ziel darstellt. Sie sind ein weltweites Phänomen. In allen Branchen vertreten, nehmen sie unterschiedlichste Rechtsformen an von Kleinunternehmen bis hin zu großen Konzernen und tragen erheblich zum globalen Bruttoinlandsprodukt sowie zur Beschäftigung bei.

Europa beherbergt die größte Anzahl von Familienunternehmen weltweit. Deutschland, Italien und Frankreich weisen dabei die höchste Konzentration an Familienunternehmen auf, insbesondere im industriellen Sektor. Das Three-Circle-Modell beschreibt das Zusammenspiel der drei Systeme Familie, Eigentum und Unternehmen und identifiziert zudem sieben Stakeholder-Gruppen, die in direkter Beziehung zum Unternehmen stehen.

Das Modell versteht das Familienunternehmen nicht als eine einzelne Einheit, sondern als Ergebnis der kontinuierlichen Interaktionen der drei Systemen und basiert auf einer dynamischen Lebenszyklusperspektive, die zeigt, dass jedes dieser Subsysteme vorhersehbare Entwicklungsphasen durchläuft. Übergänge wie Nachfolge stellen dabei kritische Wendepunkte dar, die entweder Stabilität und Zusammenhalt stärken oder Konflikte und Instabilität auslösen können. Nachfolge gilt als die zentrale Herausforderung von Familienunternehmen. Viele Studien belegen tatsächlich, dass nur ein relativ kleiner Teil der Familienunternehmen die generationalen Übergänge erfolgreich übersteht. Empirische Befunde deuten darauf hin, dass lediglich etwa 30 % die zweite Generation überdauern, rund 15 % die dritte und weniger als 4 % die vierte Generation erreichen. Nachfolge ist außerdem kein einziges Ereignis, sondern ein langfristiger, komplexer Prozess, der über Kontinuität und Wachstum des Unternehmens entscheidet.

Nicole Moratelli ist eine Absolventin der Fakultät für Wirtschaftswissenschaft. Foto: privat
Nicole Moratelli ist eine Absolventin der Fakultät für Wirtschaftswissenschaft. Foto: privat

Eine demografische und wirtschaftliche Studie der Südtiroler Unternehmenslandschaft von WIFO Institut der Handelskammer Bozen zeigt deutlich, wie bedeutend das Thema Nachfolge ist: basierend auf einem durchschnittlichen Eigentümeralter von 62 Jahren stehen rund 7.000 Betriebe in den kommenden Jahren vor einem Generationswechsel. Die Masterarbeit bestätigt, dass das Durchschnittsalter des Eigentümers liegt, im mittleren 60er-Bereich, und die Leadership ist überwiegend männlich. Zugleich zeigt sie, dass Familienunternehmen im Durchschnitt älter sind als Nicht-Familienunternehmen.

Dies unterstreicht die ausgeprägte Langfristorientierung familiengeführter Unternehmen sowie ihr Bestreben, das Unternehmen über Generationen hinweg zu erhalten. Die untersuchten Unternehmen sind weiterhin größtenteils in den Bereichen Industrie/Produktion, Handel und Dienstleistungen tätig und Bozen bildet klar das geografische Zentrum der Provinz. Insgesamt weisen Familienunternehmen tendenziell eine weniger formelle Governance auf, geprägt von einer konzentrierten Führung sowie einer geringeren Zahl an Managern und Shareholders. Nicht-Familienunternehmen verfügen demgegenüber über breitere Managementstrukturen, ein stark verstreutes Eigentum und formelle Governance.

In Südtirol ist Wirtschaft besonders von Familienunternehmen geprägt. Sie stellen allgemein nicht nur einen zentralen wirtschaftlichen Pfeiler dar, sondern bilden zugleich einen bedeutenden Bestandteil der Gesellschaft und prägen somit die wirtschaftliche, soziale und kulturelle Entwicklung des Landes.

Die Autorin Nicole Moratelli absolvierte ihr Masterstudium in Accounting und Finanzwirtschaft an der Freien Universität Bozen.